DIE 10 GEBOTE, ein Pop-Oratorium


DIE 10 GEBOTE, ein Pop-Oratorium

gebote4„Düsseldorfs größtes Chor-Spektakel“, so hat die Rheinische Post das Ereignis am 3. Februar 2012 angekündigt, … und der apollo-chor salve musica e. V., als einer der teilnehmenden Chöre, war aktiv mit dabei!

Ich war über den Projektchor des Chorverbandes Düsseldorf darauf aufmerksam gemacht worden, hatte aus Neugier kurz entschlossen den Kostenbeitrag von 34,95 Euro für Noten nebst Eintritt bezahlt und dann auch an den beiden Aufführungen am 12. Februar im ISS DOME um 14.00 und 19.00 Uhr teilgenommen.

„Bibelstunde mit 2.600 SängerInnen“, das war die Überschrift der Rezension in der RP-Zeitung am Tage darauf „die Geschichte der Bibel in gut zwei Stunden ? leicht gemacht für Christinnen und Christen und die ganze Familie“. Beteiligt waren 64 Amateur-Chöre, die zum großen Teil aus Nordrhein-Westfalen stammten.

Die Masse der singenden Menschen hatte hat ihren Elan in viele Proben gesteckt und gespeichert: Es begann schon im August 2011 in den Chören selbst. Acht Proben waren es bei uns bis zur Generalprobe am 11. Februar dieses Jahres im ISS DOME. Dazwischen lagen eine regionale Pflichtprobe mit 700 TeilnehmerInnen in der Aula des Droste-von-Hülshoff-Gymnasiums in Benrath sowie eine Hauptpflichtprobe mit allen 2.600 SängerInnen in der Essener Grugahalle.

Bei der Generalprobe war ich sechs Stunden und am Tage der Aufführungen zwölf Stunden im Gebäude des ISS DOME unterwegs. Dazu braucht es „eisernes“ Durchhalte-, Steh- und Konzentrations-Vermögen sowie ausreichende Getränke und Verpflegung im Gepäck. Durch die Unterhaltungen im stehenden und sitzenden Umfeld kam aber keine Langeweile auf; da waren neben den Proben ja auch noch die Noten!

Für mich persönlich war es ein suborbitantes, bisher so noch nicht da gewesenes Erlebnis: eine 7-Mann-Live-Band spielt mit einem 40-köpfigen Symphonie-Orchester, ein Massen-Chor der Amateure singt mit professionell angesagten Musical-Solisten, eine biblische Liebesgeschichte verwandelt sich in eine poppige Action-Story.

Die Musik war wechselnd und leicht, den Ereignissen angepasst: mit Pop, Beat, Rock, Shuffle, Rap und einem das ganze Oratorium durchziehenden Choral, fast im klassischen Stil. Im  jeweiligen Rhythmus zu singen, war schon etwas grenzgängig, aber zu lernen und bis zur Aufführung beherrschbar.

Der Musicaltext war kurz und knapp, aufgeteilt in 35 Abschnitte vom Prolog Schaffung des Menschen (Erdenkloß)-Schlangenvorfall-Kain & Abel-Sündenbabel-Vertreibung nach Ägypten als ganz kurzer Einstieg, gefolgt von dem Joch in Ägypten unter Moses Bruder Aaron, König Pharao und dem Hohepriester Naroch, die Plagen durch verseuchtes Wasser und Ungeziefer, Trost und Empörung über Sklaventreiber und Bürokraten, der Aufstand und die Verfolgung durch Pharaos Reiter, der Weg durch das Meer und die Wüste mit Hunger und Durst, die erkennende Erlösung, Gottes Gewitter, der Tanz um das goldene Kalb bis hin zu Moses zehn Geboten.

Zur Show war einheitliche Kleidung aller SängerInnen angesagt, d. h. weiß (Hemd/Bluse) und schwarz (Hose/Rock) ? keine anderen Accessoires, Symbolisierung von Pharaos Schloss durch Naht an Naht hochgehaltene Auto-Verbands-Kasten-Rettungsdecken mit der goldenen Seite nach vorne und Darstellung des Meeres durch blaue Anstrahlung von uns SängerInnen und der in Kopfhöhe gehaltenen weiß eingebundenen Notenhefte. Dazu kamen zeitweise Körperbewegung mit rhythmisch begleitendem Hände-Klatschen und/oder mit leichtem „sidestep“, links-rechts-links. Die Unterstreichung von Zuspruch, Trost und Freude geschah von uns durch das Schwenken von rot-gelben Knicklichtern nach Belieben über den Köpfen; dabei machte auch das Publikum mit.

Ich war somit als Sänger nicht nur ein Teil des Bühnenbildes und der Statisten hinter den Solisten und Musikern auf der Bühne, sondern wir alle waren in dieser geballten Breite und Höhe ? über drei Etagen sitzend ? die ruhende oder flimmernde Reflexion in weiß/schwarz, gold/blau und rot/gelb oder auch, bei ausgeschalteter Anstrahlung, nur das schwarze Loch ? einfach bombastisch!

Und quasi als Höhepunkt des Oratoriums rufen 2.600 SängerInnen nach dem gesungenen 10. Gebot in die noch von Solostimmen, Orchester und Band total musikerfüllte und fast ausverkaufte Halle des ISS DOMES lautstark hinein:

Gott gab uns ein Gesetz!     Er hat Recht!     Wir brauchen nur Liebe!     Das ist wahr!

Am Ende war ich selbst als Akteur vollkommen ergriffen von dem zweimaligen Geschehen, aber auch erschöpft und ausgelaugt. Besser, so meine ich, kann man mit Leib und Seele diese Botschaft an die Menschen und Familien, ob Christen oder Andersgläubige, nicht rüberbringen.

Martin Held