Händel „Der Messias“ 2011


Der Messias: Eine kurze Abhandlung des geschichtlichen Umfelds und seiner Bedeutung

In den verschiedenen Sprachen: Maschiach oder Moschiach, Messias oder Messija, Messie oder Messiah, Mesias oder Mesija oder Mesih, Christos
Sinnverwandte Übersetzungen: Christus, Erlöser, Friedensfürst, Heiland, Heilskönig, Heilsbringer

Der Begriff Messias stammt aus der hebräischen Bibel Tanach und bedeutet: „der Gesalbte“. Dieser Hoheitstitel bezeichnet einen von Jahwe (Jehovah) erwählten und bevollmächtigten Menschen mit besonderen Aufgaben für sein Volk Israel; er betraf meist den König, später auch den Hohepriester, im übertragenden Sinne auch einen von Gott inspirierten wahren Propheten.

Der Ausdruck „der Gesalbte“ stammt von einem alt-orientalischen Ritual der Salbung hoher Beamter. In der Bibel salbt jedoch kein König seinen Nachfolger, Minister oder Vasallen. Vielmehr berufen Propheten damit einen zuvor Unbekannten oder Oppositionellen noch vor ihrer Akklamation durch das Volk für ihr künftiges Amt. Demnach bezeichnet die Begriffskombination Gesalbter Jahwes, von Gott „erwählter“ König Israels.

Nur selten wurden auch Propheten gesalbt. Israels Propheten kündigten angesichts des nahen Endes des Königtums (722 v. Chr., Ende des Reiches Israel und 586 v. Chr., Reich Juda: Babylonische Gefangenschaft) nicht einfach dessen künftige Erneuerung an, sondern eine endzeitliche Rettergestalt, deren Kommen alles verändern werde. Dieser Heilsbringer beinhaltete eine radikale Wende zum Schalom: Friede, Heil, Wohl für alle!

Messias ist der alt-testamentliche, den Juden von Gott verheißene Heilskönig, der im Christentum auf Jesus Christus bezogen wird: der Gesalbte. Er bedeutet andererseits oder zusätzlich eine Person, die andere Menschen aus religiöser, sozialer oder ähnlicher Unterdrückung befreit: den Erlöser. Die Propheten des Alten Testamentes, allen voran Jesaja, aber auch Micha, Hosea, Jeremia, Hesekiel, Haggai und Sacharja gelten als die herausragenden messianischen Weissager eines endzeitlichen Heilsbringers.

Das Oratorium Messiah, engl., (HWV 56, dt. Der Messias) von Georg Friedrich Händel (1685-1759) beruht auf einer rein bibeltextlichen Zusammenstellung von Charles Jennens. Er interpretiert die christliche Glaubenslehre bezüglich des Messias auf Basis der King-James-Bibel und der Great Bibel. Dies sind für ihre Zeit die herausragenden Übersetzungen und Textzusammenstellungen, ähnlich z. B. der protestantischen Bibelübersetzung von Dr. Martin Luther 1534.

Die Great Bibel von 1539 war die erste autorisierte englische Übersetzung der Bibel und ersetzte die Matthew-Bibel (1537).

Die King-James-Bibel wurde als englische Übersetzung von König Jakob I. von England für die Anglikanische Kirche in Auftrag gegeben. Die Übersetzungen wurden von 47 Gelehrten, aufgeteilt in eine Reihe von Arbeitsgruppen, erstellt. Seit ihrer Erstveröffentlichung 1611 ist sie die einflussreichste englischsprachige Übersetzung, die bisher in sieben Auflagen erschien; die 1769 entstandene Auflage ist die heute in der Hauptsache verwendete Fassung.

Das händelsche Werk „Der Messias“ gehört bis heute zu den populärsten Beispielen geistlicher Musik des christlichen Abendlandes. Es beschreibt in drei Teilen die christliche Heilsgeschichte von den alt-testamentlichen Prophezeiungen des Propheten Jesaja, über das neu-testamentarische Leben und Sterben sowie das erhoffte zweite Kommen des christlichen Messias und Gottes Jesu am jüngsten Tag.

Die Idee für den Messias ging von Charles Jennens aus, der vorher schon das Libretto für das Oratorium Saul (1739) und wahrscheinlich auch den Text für das Oratorium Israel in Egypt (ebenfalls 1739) aus Bibelworten zusammengestellt hatte. Im Juli 1741 teilte er einem Freund mit, dass er Händel dazu bringen wolle, eine weitere Sammlung von Bibelstellen zu vertonen und in der Karwoche aufzuführen.

Händel wollte allerdings in der Saison 1741/42 nichts weiter unternehmen. Den Anlass für die Komposition eines neuen Oratoriums war dann schließlich eine Einladung Händels zu einer Konzertreise nach Dublin.

Händel schrieb die Musik zu den biblischen Texten in seinem üblichen Tempo und benutzte dabei teilweise – wie schon bei anderen Oratorien – frühere Stücke. Nachdem er am 22. August 1741 begonnen hatte, stellte er den ersten Teil am 28. August, den zweiten am 6. September und den dritten am 12. September fertig. Mit der Instrumentierung war die Partitur am 14. September, also nach 14 Tagen, vollständig abgeschlossen.

Im November 1742 reiste Händel nach Dublin. Noch vor der ersten Aufführung des Messias änderte er einige Passagen und komponierte neue Stücke. Eine Verzögerung ergab sich bei den Vorbereitungen dadurch, dass der Dekan der St. Patrick’s Cathedral seinen Chorsängern zunächst nicht die Genehmigung erteilen wollte, an dem Konzert mitzuwirken. Die Uraufführung am 13./14. April 1742 war dann als Benefizkonzert für mehrere karikative Organisationen wie folgt angekündigt:

„For the Relief of the Prisoners in several Gaols and for the Support of the Mercer’s Hospital in Stephen’s Street and of the Charitabel Infirmary on the Inns Quay, on Monday 13th of April will be performed at the Music Hall in Fishamble Street …“

Nach den Vorstellungen des Messias verließ Händel im August Dublin und kehrte nach London zurück.

Im Vergleich mit der enthusiastischen Aufnahme in Dublin war die Etablierung des Messias im Londoner Konzertbetrieb problematischer. Schon bei Israel in Egypt hatte es Stimmen gegeben, die die Wiedergabe von Bibelworten in einem profanen Theater kritisierten. Um wie viel schlimmer musste es nun kommen, da Zitate aus Evangelien für eine Abendunterhaltung verwendet wurden. Noch Jahre später wurde das Werk als blasphemisch verurteilt. Vielleicht auch wegen dieser Vorbehalte wurde das Oratorium für die erste Londoner Aufführung am 19. März 1743 im Covent Garden Theater als A New Sacred Oratorio angekündigt, ohne den Titel Messias zu nennen.

Händel selbst dirigierte den Messias viele Male, modifizierte ihn oft, um ihn dem aktuellen Bedarf anzupassen. Folglich kann keine der kursierenden Versionen als „authentisch“ angesehen werden und viele weitere Änderungen und Arrangements wurden in den folgenden Jahren auch von anderen Komponisten hinzugefügt.

In der Folge wurde das Oratorium manches Mal in seine Teile zerlegt: Weihnachtskonzerte bestanden oft nur aus Stücken von dem ersten Teil Verheißung und Geburt des Heilandes und dem Halleluja, dem Schluss des zweiten Teiles. Zur Osterzeit wurden als Kirchenmusik die Stücke des zweiten Teiles gespielt, die unmittelbar die Passion und Auferstehung Jesu betrafen. Die Sopran-Arie: I know that my Redeemer liveth, erstes Stück des dritten Teils, wird häufig nur als Einzelstück bei christlichen Beerdigungen gesungen.

Der berühmteste Satz des Oratoriums ist das Halleluja, das den zweiten Teil beschließt. An vielen Orten ist es Brauch, dass das Publikum für diesen Teil der Aufführung aufsteht. Die Legende besagt, dass beim ersten Hören des Chors König Georg II. so ergriffen war, dass er aufsprang, was alle anderen veranlasste, seinem Beispiel zu folgen.