Messiah 2018


9. und 10. Juni 2018
St. Mariä Empfängnis, Düsseldorf

Georg Friedrich Händel (1685-1759)
„Messiah“

Oratorium für Soli, Chor und Orchester (HWV 56)

Text aus Bibelworten, zusammengestellt von Charles Jennnens – in der englischen Fassung der Edition Peters

Das Konzert am 10. Juni war unser 20. Benefizkonzert zugunsten der Obdachlosenarbeit des Franziskanerklosters und der Ordensgemeinschaft der Armen-Brüder des heiligen Franziskus, Sozialwerke e.V.

CLEMENTINE JESDINSKY Sopran
ANGELA FROEMER Alt
LEONHARD RESO Tenor
ROLF SCHEIDER Bass

CHRISTIANE SAUER Leitung

apollo-chor salve musica e.V. und Orchester
Projektchor des Luisen-Gymnasiums Düsseldorf

„MESSIAH“ VON GEORG FRIEDRICH HÄNDEL

ANMERKUNGEN ZUM WERK

Das letzte Werk, das Georg Friedrich Händel in der Öffentlichkeit am Cembalo begleitete, war im April 1759 – acht Tage vor seinem Tod – der Messias. Auch sein Grabmal weist auf den Messias hin. Zitiert wird dort ‚I know that my Redeemer liveth‘, die Arie vom Anfang des dritten Teils des ‚Messiah‘. Dass dieses Oratorium für Händel eine solche Bedeutung erhalten sollte, war anfänglich nicht abzusehen. Zur Zeit seiner Entstehung war der früher für seine im italienischen Stil geschriebenen Opern gefeierte Komponist und Opernunternehmer nicht mehr erfolgreich, der Publikumsgeschmack hatte sich gewandelt.

Die Rettung kam von einem Freund und Förderer Händels – Charles Jennings, der schon einige Libretti für den Komponisten verfasst hatte und seinen Entwurf für ein Oratorium einem Freund im Juli 1741 brieflich so ankündigte: „Händel sagt, dass er in diesem Winter nichts unternehmen wird, aber ich hoffe, ihn davon zu überzeugen, eine andere Sammlung von Bibeltexten zu vertonen, die ich für ihn zusammengestellt habe, und sie in der Karwoche zu seinem eigenen Nutzen aufzuführen. Ich hoffe, dass er seine gesamte Erfindungsgabe und Geschicklichkeit darauf verwenden wird, damit die Komposition alle seine früheren Kompositionen übertrifft, so wie das Thema alle anderen Themen übertrifft. Das Thema ist der Messias“.

Jennens schrieb ein Libretto, das populäre deistische Ideen verwarf und eine Linie von den Prophezeiungen des Alten Testaments zum Christus des Neuen Testaments herstellte. Er benutzte einen Kunstgriff, um das Verbot der anglikanischen Kirche zu umgehen, religiöse Figuren in Opern oder Oratorien auftreten zu lassen. Er wählte Texte aus dem Alten Testament, in denen der Messias prophezeit wird (daher auch der Name des Werks) und vermied bei seinen Textzitaten aus dem Neuen Testament die liturgischen Lesungen der Evangelien. Dadurch tritt Christus selbst während des gesamten Oratoriums nicht auf der Bühne auf. Auch das Wort Christus taucht nur auf, wenn Verse des Neuen Testaments zitiert werden.

Händel bekam 1741 eine Einladung des irischen Vize-Königs William Cavendish, in der Winter-Saison in Dublin eine Reihe von Konzerten zu geben. Er nahm das an und entschloss sich, die Konzert-Saison mit einem neuen Oratorium abzuschließen, wozu ihm Jennens‘ ‚Scripture collection‘ gelegen kam. Er stürzte sich in die Arbeit und komponierte den Messias in gewohnt schnellem Arbeitstempo, wobei ihm sein Verfahren, bereits früher von ihm verfasste Werke umzuarbeiten, zu ‚parodieren‘, sehr half. So benötigte er für die gesamte Komposition knapp vier Wochen.

Das Werk lässt sich als großes Loblied auf Gottes Rettungstat für die Menschen durch Jesus Christus begreifen. Die ungewöhnliche Collage aus biblischen Einzelversen und musikalischen Einzelstücken ergibt im Zusammenhang ein in sich stimmiges Gesamtwerk, das aus drei Hauptteilen besteht: Im ersten Teil ist das Thema die Messiasverheißung des Alten Testaments, die aus christlicher Perspektive erzählt wird. Die Thematisierung der Weihnachtsgeschichte soll zeigen, dass die Verheißung durch die Menschwerdung Gottes in Erfüllung ging. Der zweite Teil behandelt Leiden und Tod Jesu, seine Auferstehung und Himmelfahrt, wobei der Schwerpunkt auf der Passionsgeschichte liegt. Der dritte Teil stellt die Heilsmächtigkeit des Messias, also die Gewissheit der endzeitlichen Auferstehung der Menschen in den Mittelpunkt. Die Absicht des Librettos, die existenzielle Bedeutung des biblischen Geschehens für den einzelnen Menschen hervorzuheben, gilt für viele als höchster Ausdruck klassischer Humanitätsideale.

Im November 1741 brach Händel nach Dublin auf, wo er insgesamt zwölf Konzerte gab – als Höhepunkt den ‚Messiah‘. Schon bei dessen öffentlicher Generalprobe zeigte sich so großer Zuspruch des Publikums, dass man die Damen bat, wegen Platzbedarfs zu der Uraufführung nicht in Reifröcken zu erscheinen. Die Aufführung am 13. April 1742 wurde stürmisch gefeiert und im ‚Dublin Journal‘ mit großem Lob bedacht. Im März des nächsten Jahres führte Händel den Messias in London auf und wiederholte das Konzert in den folgenden Jahren, doch wegen Anfeindungen puritanischer Kreise hatte das Oratorium keinen so durchschlagenden Erfolg wie in Dublin. Der Durchbruch und Triumph beim Londoner Publikum kam 1750 anlässlich einer Feier zur Einweihung der Orgel in der Kapelle des Londoner Foundling Hospital. Angeblich erhoben sich der Prinz und die Prinzessin von Wales nach dem berühmten ‚Hallelujah‘ von ihren Sitzen – im Glauben, das Konzert sei beendet. Jedenfalls ist es bis heute in Großbritannien üblich, das Halleluja im Stehen anzuhören.