MisaTango 2022


Unser Sommer-Konzert

für Akkordeon, Streichorchester und Tanz

Kyrie – Gloria – Credo – Sanctus – Benedictus – Agnus Dei

Misatango 2022

Mitwirkende:

Natalie Mol • Sopran
Olga Belyaeva • Akkordeon
Thomas Hinz • Klavier
Claudia und Torsten Thiele • Tanz
Tomek Wozniakowski • Licht

Christiane Sauer • Leitung

apollo-chor salve musica e.V. und Orchester
Projektchor des Luisen-Gymnasiums Düsseldorf

11. und 12. Juni 2022 • Benefizkonzert
St. Mariä Empfängnis Oststraße 24 • Düsseldorf

MARTÍN PALMERI UND DIE MISA A BUENOS AIRES – MISATANGO

Martín Palmeri wurde am 19. Juli 1965 in Buenos Aires geboren. Er entstammt wie so viele Argentinier einer Einwandererfamilie aus Europa. Seine Vorfahren waren aus Italien und Dänemark nach Argentinien gekommen. Er erhielt eine fundierte musikalische Ausbildung auf den Gebieten der Komposition, des Gesangs sowie der Orchester- und Chorleitung. Sein Studium bei namhaften Künstlern führte ihn von Argentinien nach Italien und in die USA. Auf dieser Basis hat Palmeri inzwischen ein umfangreiches musikalisches Werk geschaffen, das Opern, Oratorien, Chor- und Orchesterkompositionen umfasst. Seine Werke wurden vielfach bei nationalen und internationalen Wettbewerben ausgezeichnet.

Palmeris Kompositionen sind durch Form und Harmonik des sogenannten „Tango Nuevo“ seines Landsmanns Astor Piazzolla inspiriert. Die Misa a Buenos Aires – Misatango ist Palmeris bekanntestes Werk. Sie wurde bereits in vielen Ländern aufgeführt. Für den Kölner Domchor z. B. gehört die Tango-Messe fest zum Repertoire. Sie ist in Latein verfasst und folgt dem klassischen Aufbau einer Messe, wie wir sie aus den Messen von Haydn und Mozart kennen. Die Orchesterbegleitung, bestehend aus Saiteninstrumenten, Piano und Bandoneon, folgt jedoch dem Vorbild des Tango. Mit der Verbindung von Tango Nuevo und kirchlicher Liturgie betrat Palmeri Neuland, als er 1995/96 diese Messe komponierte. Er war damals erst 30 Jahre alt.

Eine besondere Ehre war für Palmeri, dass die renommierte Stiftung „Pro Musica e Arte Sacra“ 2013 ihr alljährliches Kunst- und Musikfestival in Rom mit seiner Misatango eröffnete. Dieses 12. Festival war dem neuen aus Argentinien stammenden Papst Franziskus gewidmet, von dem bekannt ist, dass er die Musik seiner Heimat besonders liebt. Die Aufführung in der römischen Jesuitenkirche, der Basilika des Heiligen Ignatius von Loyola, war zweifellos ein Höhepunkt in Palmeris Karriere. Es musizierten der Kölner Domchor und das Gürzenich-Orchester Köln unter Leitung von Domkapellmeister Eberhard Metternich. Zu seinem Anliegen sagte Palmeri, dass die geistliche Musik auch in der säkularen Kultur immer noch von großer Relevanz sei, denn man „spüre beim Studium der Musik den Glauben des Komponisten“.

ASTOR PIAZZOLLA UND DER TANGO NUEVO

Heute gilt Astor Piazzolla als der große Erneuerer der Tangomusik, weil er diese zu einer Renaissance führte und aus Erstarrungen befreite. Er bewahrte dabei das Wesen des Tangos, verband ihn aber mit den Klängen der klassischen Musik und modernen musikalischen Ausdrucksformen wie z.B. dem Jazz. Als Piazzolla seinen Tango Nuevo erfand, wurde er in Buenos Aires von anderen Tangomusikern angefeindet, weil er die Traditionen infrage stellte und seine Kompositionen nicht tanzbar seien.

Das musikalische Talent des 1921 geborenen Astor wurde vom Vater schon früh erkannt und er beschenkte seinen Sohn mit einem Bandoneon. Daneben lernte der Knabe auch noch das Klavierspiel und er begeisterte sich für die klassische Musik und auch den Jazz.
Schon mit 17 Jahren wurde Piazzolla Bandoneonist in einem berühmten Tango-Orchester von Buenos Aires, wo er seine Fähigkeiten am Instrument verbesserte und vertiefte und auch Arrangements schrieb. Mitte der 1940er-Jahre gründete Piazzolla selbst ein Orchester und komponierte erste eigene Tangostücke. Neben dieser Karriere als Tangointerpret und Arrangeur befasste sich Piazzolla auch mit dem Komponieren klassischer Musik. Durch Vermittlung seitens des berühmten Pianisten Artur Rubinstein studierte er sechs Jahre lang bei Alberto Ginastera die Kunst der Komposition. Die ganze Aufmerksamkeit galt nun seinen Symphonien, Ouvertüren und Klavierkonzerten.

Seine „Sinfonia Buenos Aires“ reichte Piazzolla 1953 bei einem Wettbewerb ein, wo er den ersten Preis gewann – ein Stipendium der französischen Regierung für ein Studium in Paris. Er nahm Unterricht bei der berühmten Kompositionslehrerin Nadia Boulanger. Diese erkannte seine große Begabung am Bandoneon und für den Tango. Sie riet ihm diesen musikalischen Weg zu beschreiten: „Das ist der wahre Piazzolla. Geben Sie es nie auf.“

In gewisser Weise war das die Geburtsstunde des Tango Nuevo, denn Astor Piazzolla nahm den Rat der Lehrerin an und widmete sich von nun an als Komponist und Musiker dem Tango. Er kehrte 1955 nach Argentinien zurück und gründete das Octeto Buenos Aires mit zwei Bandoneons, zwei Violinen, Bass, Cello, Klavier und einer E-Gitarre. Mit diesem Ensemble begann die Neuinterpretation des Tangos. 1978 gelang ihm der internationale Durchbruch, der eine Wiedergeburt des Tangos einläutete. Im Laufe seines Lebens komponierte Astor Piazzolla über 300 Tangos, die Musik für fast 50 Filme und er spielte rund 40 Schallplatten ein.

„Five Tango Sensations“ – das Werk des heutigen Abends – wurde 1989 für Bandoneon und Streichquartett geschrieben. Die fünf Stücke wurden im selben Jahr in New York uraufgeführt und unmittelbar danach vom Kronos Quartet und dem Komponisten, der das Bandoneon spielte, aufgenommen. Es war die letzte Schallplatteneinspielung des fast 70-jährigen Piazzolla. Er starb 1992 in Buenos Aires. Ein Kritiker nannte es ein „Werk von tragischer Schönheit“, weil der Komponist nach schwerer Krankheit seinen widersprüchlichen Gefühlen Ausdruck verlieh. Five Tango Sensations steht für eine spannend-traurige Musik, die dennoch voller Energie, Sinnlichkeit und Lebenslust ist.